寒鴉終於拼湊成
夜﹕黑色地圖
我回來了—歸程
總是比迷途長
長於一生
帶上冬天的心
當泉水和蜜制藥丸
成了夜的話語
當記憶狂吠
彩虹在黑市出沒
父親生命之火如豆
我是他的回聲
為赴約轉過街角
舊日情人隱身風中
和信一起旋轉
北京﹐讓我
跟你所有燈光干杯
讓我的白髮領路
穿過黑色地圖
如風暴領你起飛
我排隊排到那小窗
關上﹕哦明月
我回來了—重逢
總是比告別少
只少一次
© konkursbuch Verlag Claudia Gehrke
Zu guter Letzt setzen Dohlen
die Nacht zusammen: eine schwarze Karte
Ich bin zurück – Heimreisen
sind immer länger als Irrwege
länger als ein Leben
Ich komme mit dem Herz des Winters
wenn Quellwasser und Honigpillen
zum Diskurs der Nächte werden
Wenn Erinnerungen jaulen
suchen Regenbögen Schwarzmärkte auf
Vaters Lebensflamme kommt der Bohne gleich
Ich bin sein Echo
Wie verabredet biege ich um die Ecken
ein Liebhaber aus alten Tagen, verborgen im Wind
und wirbelnd mit den Briefen
Peking, laß mich
anstoßen mit deinen Laternen
laß mein weißes Haar den Weg weisen
durch die schwarze Karte
ganz so wie ein Orkan, der dich fliegen heißt
Ich stelle mich an, stelle mich an, bis der Schalter
schließt: Ja, lichter Mond
Ich bin zurück – ein Wiedersehen
ist immer weniger als ein Abschied
weniger als einmal
© konkursbuch Verlag Claudia Gehrke
(nach Nizza, 15. Juli 2016)
Den Tag beginnen
Mit einem Lauf um den See
Im noch kühlen Wald
Auf der Schattenseite
Während der Fischreiher
Auf einem Ast vor dem Schilf
In der Sonne gegenüber
Das Gleichgewicht mühelos hält
Den Tag enden
Im kalten Wasser hinaus
Eine Stunde schwimmen
Um die Erinnerung zu verlieren
Und den Blick auf die Kinder am Strand
Im Schutz der bewaffneten Polizisten
© konkursbuch Verlag Claudia Gehrke
Die Therme öffnet sich nach außen wie die Erweckung des Lazarus. Aber dies ist der Augenblick gleich nach dem Wunder. Die Menge hat sich zerstreut. Lazarus geht nach Hause, nimmt seinen Job wieder auf. Seine Augen gewöhnen sich an das Licht. Seine Depression kommt wieder. Jahre vergehen, und er stirbt zum zweiten Mal. Es ist so hart wie zuvor: ihm ist kalt, ihm ist einsam zumute. Aber diesmal sind da keine Fernsehkameras, keine Zeitungsnachricht, und keine Wiederkehr.
The Therme opens out like the raising of Lazarus. But this is the moment just after the miracle. The crowd has dispersed. Lazarus goes home, resumes his job. His eyes adjust to the light. His depression returns. Years pass, and he’s dying a second time. It’s as hard as before: he feels cold, he feels lonely. But there are no TV cameras this time, there’s no newspaper notice, and there’s no coming back.
© konkursbuch Verlag Claudia Gehrke