‘Wie stellt man es an, sich zu vergessen, sich hinzugeben und mit einem anderen Körper zu vereinigen? Wie stellt man es an, dass der Kuss nicht beim Mund und die Zärtlichkeit nicht am Kleidersaum enden, sondern sich fortsetzen und mit der unschuldigen Neugier aus Kindertagen vordringen?’ Diese hocherotischen Texte erzählen, so paradox es klingen mag, von der Unschuld …
Fragt man Ana Rossetti nach der Botschaft ihrer ‘Treulosigkeiten’, so erhält man eine eindeutige Antwort: ‘Ich habe die 68er Bewegung miterlebt und will zeigen, dass sie uns von gar nichts befreit hat.’ Die Fallen der Liebe, so Rossetti, stehen noch. Schmerz und Eifersucht überschatten damals wie heute unser Liebesleben. Demütigungen und Enttäuschungen lauern hinter jeder Ecke … Die modernen jungen Frauen in ihren Texten haben ein vitales Begehren … dennoch ‘der Geschlechtsakt sollte nicht zum Mittelpunkt ihres Lebens werden’.
Auch für die Schriftstellerin Rossetti ist er dies nicht. Sie beweist es durch die Vielfalt ihrer erotischen Motive und durch ihre bildgewaltige und angstfreie Sprache, die sich an allem ergötzt, was die Sinne erregt – von der Farbe einer Brustwarze bis zur Textur eines Kleides. Vorbild der Autorin ist die Literatur des 17ten Jahrhunderts ‘Sprache und Form der barocken Lyrik, aber auch das Thema von Sein und Schein haben mein Schreiben wesentlich beeinflusst.’ Ihre hocherotischen Texte wurden in Spanien preisgekrönt.
(Südwestpresse)