Elvira schreckte aus der bequemen Schräglage hoch und griff nach ihrer Tasche, eine von diesen großen, unübersichtlichen, und beim Herumwühlen stieß sie zunächst auf ihren Reiseproviant: Geleebananen und Marzipankartoffeln. Immer, wenn etwas von ihr verlangt wurde, reagierte Elvira sofort panisch, und gar nichts klappte mehr; zu ihrem Leidwesen war das auch beim Sex so.
Aus Versehen zerdrückte sie eine Geleebanane, die Marzipankartoffeln waren auch ganz schön klebrig, und dann, als sie in der großen, unaufgeräumten Tasche endlich weit unten die Fahrkarte entdeckte, beförderte sie mit ihren Geleefingern dieses ganz spezielle Foto, das nur für ihre Augen bestimmt war, gleich versehentlich mit an die Offentlichkeit.
Das Foto landete neben den blaubehosten Beinen der Schaffnerin auf dem Boden. Es zeigte Silke Hackenbergs Hintern.
Warum bin ich nicht wie die anderen? Andere Leute verreisen mit Gesichtern! Mit Foto fix-Porträts ihrer Lieben! Und ich? Ich verreise mit einem Hintern!
Elvira schloss daraus, dass sie zwanghaft und pathologisch an Sex denken musste, auch jetzt, wo sie an diesem schlimmen Liebeskummer wegen Silke Hackenberg litt, oder vielleicht gerade jetzt
Aber obwohl sie Silke die Pest an den Hals wünschte, schalteten sich ihre Beute-Instinkte wieder ein, und sie wollte Silkes Hintern vor fremdem Zugriff retten. Die Schaffnerin indes war schneller…
„Eigentlich tue ich sowas nicht“, sagte Elvira, die inzwischen in der Tat so heiß war wie das Pflaster in Las Vegas, „eigentlich tue ich sowas normalerweise nicht“, und dann fiel ihr plötzlich ein, wie Silke ihre Kartoffeln zermanschte, „eigentlich bin ich treu“, wie Silke die Gabel mit der Breitseite fest auf die Kartoffel quetschte, so dass die arme Kartoffel als Brei zwischen den Zinken der Gabel hervorquoll, aber sie wollte diese Erinnerung jetzt nicht haben, was interessierten sie Silke Hackenbergs Kartoffeln, ogott:
- und wenn sie es gar nicht konnte: begnadet vögeln?
„Was ist denn da drin los?“ vernahmen sie eine Stimme von draußen, „wieso ist denn da so lange besetzt?“
Die Schaffnerin hatte Elvira einfach die Hosen heruntergezogen. Ehe sie sich versah, war Elvira die Gevögelte.
„Jemand sollte den Schaffner holen!“
Die Schaffnerin vögelte Elvira von hinten.
„Der Schaffner ist eine Dame“, kam eine andere Stimme.
„O fuck!“ sagte die Schaffnerin, „in Hannover ist Personalwechsel.“
„Und was sind das für komische Geräusche da drin? Da stöhnt doch jemand!“
„Wie lange ist es noch bis Hannover?“ keuchte Elvira, vor deren Augen es zu flimmern begann. Die Schaffnerin tat es so gut. Aber sie ließ Elvira nicht kommen, sondern hörte mittendrin auf und begann, sie zu lecken, und Elvira, die die ganze Zeit gestanden hatte, musste sich hinlegen, das war ihr mittlerweile auch völlig egal; die Schaffnerin ging mit zu Boden und flüsterte ihr dort ins Ohr, dass frisch geputzt sei und das Behindertenklo sowieso von niemandem benutzt würde, der Tumult draußen sagte darüber zwar etwas anderes, aber das war ja auch egal – wie weit ist es noch bis Hannover?
„Ich werde das so lange tun, bis du nicht mehr kannst“, sagte die Schaffnerin leise, sie kniete vor Elvira und leckte sie; gleichzeitig stieß sie erst einen, dann zwei, dann drei Finger in sie hinein, so dass Elvira schon jetzt nicht mehr zu können glaubte. „Und was ist mit deiner Freundin?“ kam es Elvira in den Sinn und über die Lippen.
„Die ist in Tirol“, sagte die Schaffnerin.
Elvira blickte zur Wand, wo sie einen dicken, roten Alarmknopf sah, der sie flüchtig an ihren Körper in seinem jetzigen Zustand erinnerte.
„Da stöhnt doch jemand“, sagte eine Frauenstimme von draußen, „da ist doch was nicht in Ordnung!“
Die Finger glitten so leicht in sie hinein, und Elvira wünschte sich mehr, sie wusste, dass die Hand, die ganze Hand und noch viel mehr in sie hineinpassen würde. Die Schaffnerin stellte das Lecken ein und vögelte sie in gleichbleibendem Rhythmus. Tirol, Tirol, Tirol, dachte Elvira, und dann dachte sie: Hannover! Ihrem Mund entfuhr ein Schwall mehrerer Ojas hintereinander, oja oja oja - „Da stimmt doch was nicht!“ kam es von draußen -‚ und gerade, als sie zu kommen glaubte, ja, jetzt sofort, verlangsamte die Schaffnerin den Rhythmus und begann wieder, Elvira zu lecken. Der rote Alarmknopf. Der dicke, rote, geschwollene Alarmknopf da unten.
Der Zug verlangsamte auch sein Tempo, denn sie erreichten Hamm in Westfalen.
Von draußen wurde zaghaft an die Klotür geklopft.
„Ich geh jetzt den Schaffner suchen!“
Elvira war ihren ehrlichen Gefühlen gefolgt. Das war sowieso stets das Beste. Es war einfach so über sie gekommen.
„Der Schaffner ist eine Dame.“
Elvira war ihren Gefühlen gefolgt und hatte sich auf das Gesicht der Dame gehockt, oja, jaaa schön! - o fuck! Hannover! -oja oja oja; und ihre Möse von oben an diesem Gesicht zu reiben, sich daraufzusetzen, sich daraufzupressen, gab ihr in Sekundenschnelle den Rest.
© konkursbuch Verlag Claudia Gehrke